veröffentlicht am 11. April 2014

Energieeffizienz durch Betriebsoptimierung – Was lässt sich von führenden Unternehmen lernen?

Workshop
Energieeffizienz durch Betriebsoptimierung

Veranstalter
SIA FGE, Hochschule Luzern – Technik & Architektur, Alenii

Sponsoren
SIA BGT, EnergieSchweiz, BELIMO Automation AG

Datum
Freitag, 11. April 2014

Ort
Hochschule Luzern

Das Ende der Freiwilligkeit? Um eine nachhaltige Energieversorgung zu erreichen, ist es unerlässlich die Energieeffizienz zu steigern. Das Potential zur Betriebsoptimierung von gebäudetechnischen Einrichtungen und Prozessanlagen in Gewerbe und Industrie ist riesig. Bis zu 30 Prozent der Energie könnte mit relativ einfachen Massnahmen eingespart werden.

Dieses grosse Potential liegt in der Schweizer Wirtschaft jedoch nach wie vor weitgehend brach – trotz hoher Rentabilität und kurzer Payback-Zeiten. Bisher war es den Unternehmen freigestellt, ob und auf welche Weise sie das Potential erschliessen möchten. Am Workshop von vergangenem Freitag, 11. April 2014, zu welchem der SIA Fachverein Gebäudetechnik und Energie (SIA FGE), die Hochschule Luzern – Technik & Architektur sowie das Netzwerk der Energieingenieure Alenii nach Luzern einluden, bildete sich jedoch ein anderer Trend ab. Während gut vier Stunden diskutierten führende Fachpersonen und Praktiker über dieses hochaktuelle Thema und äusserten den Wunsch nach wegweisenden Vorschriften. Ist dies das Ende der Freiwilligkeit?

Gebäudetechnikprogramm im Fokus

Begrüsst wurden die gut 100 Teilnehmer des Workshops vom Präsidenten des SIA FGE, Markus Weber, welcher ausserdem als Vorsitzender der Konferenz der Gebäudetechnik-Verbände (KGTV) tätig ist. Diese hat sich im Juni 2013 konstituiert und vereint das Know-how 30 bedeutender Gebäudetechnik-Verbände der Schweiz. Zurzeit, so Weber, nehme die KGTV auf den politischen Prozess rund um die Energiewende Einfluss. In mehr als 20 Einzelgesprächen habe der KGTV-Ausschuss die zentralen Anliegen der Gebäudetechnik an die Mitglieder der UREK-N herangetragen. Das Ziel der KGTV sei es, basierend auf dem KGTV-5-Punkte-Programm ein Gebäudetechnikprogramm zu entwickeln, welches konkrete Massnahmen und Potential im Bereich Gebäudetechnik aufzeige.

Das Netzwerk der Energieingenieure

Simon Grünig hiess daraufhin die Teilnehmer des Workshops im Namen vom Netzwerk der Energieingenieure Alenii herzlich willkommen. Als Präsident der Interessensgemeinschaft der Absolventen des MAS Studiengangs Energieingenieur Gebäude wies er darauf hin, dass alle Teilgruppenmoderatoren des Workshops Abgänger der «Passerelle Energieingenieur» seien: Carl Müller, Betriebs- und Energieingenieur, Stefan Brücker, wissenschaftlicher Mitarbeiter Hochschule Luzern, Andrea Baumgartner, Projektleiterin Universitätsspital Zürich und Michael Purtschert, Senior Consultant Pöyry Schweiz AG.

Neues SIA Merkblatt 2048 zur Betriebsoptimierung

Robert Uetz, Bereichsleiter Energie Consulting Grossenergieverbraucher/Industrie der Amstein + Walthert AG eröffnete den inhaltlichen Teil des Workshops. In seinem Referat erläuterte Uetz die Zielsetzungen des neu erarbeiteten SIA Merkblatts 2048 und zeigte sowohl Potential als auch Massnahmen zur energetischen Betriebsoptimierung auf. Besonders wichtig sei, ab einem bestimmten absoluten Energieverbrauch zu Energiecontrolling zu verpflichten. Denn «wenn Gebäudetechnikanlagen Flugzeuge wären, würden nur wenige am Ziel ankommen: Blindflug ist die Regel!», so Uetz.

Unternehmen haben die Wahl

Dass Unternehmen bei der Energieberatung fortan eine Wahl haben, zeigte Thomas Schildknecht in seinem Referat. Als Geschäftsleiter der neu gegründeten Cleantech Agentur Schweiz (act) präsentierte er deren Ziele und Aufgaben. Wie die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) hat sich auch die act CO2-Abgabebefreiung und Zielvereinbarungen zum Ziel gesetzt. Im Auftrag des Bundes soll die act Unternehmen bei der Reduktion ihres Energieverbrauchs unterstützen. Getragen wird die Agentur vom Wirtschaftsverband swisscleantech, der Stiftung myclimate, Energie Zukunft Schweiz, Schweizerische Agentur für Energieeffizienz (S.A.F.E.) und WWF Schweiz.

Energiewende kommt nicht von selbst

Der Leiter Technik & Umwelt der Feldschlösschen Getränke AG Thomas Janssen brachte es auf den Punkt: «Die Förderung durch den Klimarappen war wertvoll und hat uns sehr motiviert.» Er zeigte in seinem Referat die vielfältigen betrieblichen Investitionen in eine umweltfreundliche Produktion und Logistikkette auf. Zudem wies er auf das riesige Potential bestehender Anlagen hin, welches durch konsequente Optimierung erschlossen werden kann. Janssen rief dazu auf, die Energiewende in die eigene Hand zu nehmen und besonders auch Mitarbeiter zu fördern. «Nur wer versteht, entwickelt weiter und handelt richtig», so Janssen.

Effizienter Betrieb dank konsequenter Erneuerung?

Im letzten Impulsreferat des Workshops präsentierte Sven Geissler, Bereichsleiter Technischer Dienst des Universitätsspitals Zürich, dessen Energieleitbild und veranschaulichte vollzogene Massnahmen anhand zweier Praxisbeispiele. Eine konsequente Erneuerung wäre der Idealfall, sei jedoch schwer umzusetzen, sagte Geissler. Und obwohl mit wenig Mitteln maximale Wirkung erreicht worden sei, sei das Optimierungspotential im Spital nach wie vor gross und eine Gesamterneuerung dringend notwendig.

Durch Vorschriften ans Ziel?

Anschliessend an die vier Impulsreferate wurden die massgebenden Fragen in moderierten Workshops in Teilgruppen vertieft. Während gut einer Stunde diskutierten die vier Gruppen zu folgenden Themen: «Energetische Optimierung in der Industrie: Potential und Erfolgsfaktoren?», «Energetische Optimierung in Büro- und Schulbauten: Potential und Erfolgsfaktoren?», «Hemmnisse in der Umsetzung: Wie können Unternehmen für Massnahmen gewonnen werden?», «Aufgabenteilung: Wie arbeiten Planung und Betrieb erfolgreich zusammen?».

Nach den kontroversen Debatten fassten die Teilgruppenmoderatoren im Plenum die Ergebnisse zusammen. Als Abschluss der Veranstaltung führte Moderator Prof. Urs-Peter Menti, Leiter Kompetenzzentrum der Hochschule Luzern – Technik & Architektur, durch die Podiumsdiskussion mit den Referenten. Es herrschte Konsens darüber, dass es Vorschriften braucht, um die Energieeffizienz in Gewerbe und Industrie zu steigern. Uneinig war man sich jedoch darüber, wie stark diese Vorschriften sein sollten. Uetz zum Beispiel war der Überzeugung, dass nicht nur die Ziele, sondern auch der Weg, diese zu erreichen, vorgeschreiben werden sollen. Janssen hingegen plädierte dafür, die Ziele zwar vorzuschreiben, jedoch der Industrie offen zu lassen, welchen Weg sie zu deren Erreichung gehen will. Produktionsprozesse seien wie heilige Kühe, die aber in den Betriebsoptimierungsprozess unbedingt auch miteinbezogen werden müssten, meinte er. Damit verbunden sei auch viel interne Überzeugungsarbeit, die bis hin in die Chefetagen wirken müsse. Man war sich einig, vielen sei nicht bewusst, wo wie viel Potential verborgen sei. Es fehle klar sowohl an Fachkompetenz als auch an Ressourcen.