Bidirektionales Laden bezeichnet die Fähigkeit eines Elektrofahrzeugs, nicht nur Strom zu laden, sondern auch Energie zu speichern und zurück ins Stromnetz einzuspeisen. Nachdem dies bislang nur wenigen Fahrzeugen vorbehalten war, öffnet neu Volkswagen ihre Elektrofahrzeuge für bidirektionales Laden. Das Startup sun2wheel entwickelt eine VW kompatible 22kW Wallbox, welche ab 7. November 2024 an der Auto Zürich erstmals präsentiert wird.
Das Wichtigste in Kürze:
- Mit der bidirektionalen Ladetechnologie lassen sich Elektroautos als Batterien nutzen.
- Das Startup sun2wheel bereitet den Marktstart seiner ersten serienmässig verfügbaren bidirektionalen 22kW Wallbox vor, die mit VW-Fahrzeugen der ID-Reihe kompatibel sind.
- sun2wheel präsentiert ihre neueste bidirektionale 22kW Wallbox erstmals an der Messe Auto Zürich vom 7. bis 10. November 2024.
- Kantone und TCS fördern die Anschaffung von bidirektionalen Ladestationen finanziell.
Die Entwicklung hin zu erneuerbaren Energien ist ungebrochen und die Produktion von Strom findet zunehmend dezentral mit Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern und an Fassaden statt. Da erneuerbarer Strom über den Tag nicht gleichmässig zur Verfügung steht, stellt der Erhalt der Netzstabilität eine grosse Herausforderung dar. Um diese Schwankungen auszugleichen und den Eigenverbrauch zu erhöhen, werden Energiespeicher immer wichtiger.
Elektroautos als dezentrale Energiespeicher
Batterien der rasch wachsenden Anzahl Elektroautos bieten ein bis heute weitgehend ungenutztes Potenzial. Denn unsere Fahrzeuge sind die meiste Zeit nicht unterwegs, sondern stehen parkiert – in Parkhäusern, zu Hause oder im Büro. Die riesigen Akkus dieser Fahrzeuge haben eine weitaus grössere Speicherkapazität als im Normalfall für die tägliche Mobilität benötigt wird. Um die Batterien von Elektroautos als Stromspeicher zu nutzen, braucht es bidirektionale Ladetechnologie, mit welcher Strom in beide Richtungen ausgetauscht werden kann.
Schweizer Technologie ermöglicht bidirektionales Laden
Die Gründer von sun2wheel haben das Potenzial dieser grossen, ungenutzten Batteriespeicher erkannt und im Jahr 2021 die erste bidirektionale Ladestation in der Schweiz lanciert. Der Pionier, an dem inzwischen auch der TCS beteiligt ist, hat mittlerweile über 200 bidirektionale Ladesysteme realisiert und dabei wichtige Erfahrungen gesammelt. Damit ist sun2wheel in der Poleposition für das nächste Kapitel des bidirektionalen Ladens in der Schweiz.
VW öffnet ID-Reihe für bidirektionales Laden in der Schweiz
Volkswagen hat jüngst bekannt gegeben, dass die VW-Elektrofahrzeuge des Typs ID3, ID4, ID5, ID7 und ID Buzz ab der Batteriegrösse ab 77kWh mit dem neusten Softwareupdate für bidirektionales Laden in der Schweiz freigegeben sind. Das ist ein Gamechanger: Nachdem bidirektionales Laden bislang Modellen von Honda, Nissan oder Mitsubishi vorbehalten war, wächst das Potenzial mit der Öffnung durch VW auf einen Schlag um ein Vielfaches. Weitere Hersteller werden hoffentlich in Kürze folgen und ihre Fahrzeuge ebenfalls freigeben.
Freigabe zur Nutzung des VW Bidi Protokolls
Pünktlich auf die Messe Auto Zürich, welche am 7. November 2024 ihre Tore öffnet, stellt sun2wheel ihre neueste bidirektionale 22kW Wallbox vor. Die 22kW Wallbox nutzt das Kommunikationsprotokoll, welches von VW-Wolfsburg an ausgewählte Firmen für den kommerziellen Einsatz freigegeben wurde. «Der Moment, auf den wir lange gewartet haben, ist da: mit VW lässt der erste grosse Anbieter von Elektrofahrzeugen bidirektionales Laden zu. Wir haben die Technologie und die notwendige Kompetenz und freuen uns darauf, unsere bidirektionale Ladelösung für die VW-Modelle in der Schweiz breit auszurollen.», betont Karin Schäfer, Vertriebsleiterin von sun2wheel.
Kantonale Förderung und TCS-Rabatt
Die bidirektionale Ladelösung wird von den Kantonen Zürich, Bern, Thurgau und Tessin finanziell gefördert – in Zürich beispielsweise mit einem Beitrag von CHF 2’000.-. Zusätzlich bietet der TCS den ersten 20 Mitgliedern, welche die neue sun2wheel Wallbox bestellen, CHF 500.- Rabatt. Die neue Wallbox kann ab sofort vorbestellt werden. Die Herstellung der innovativen Ladestation erfolgt in der Schweiz und die Auslieferung startet voraussichtlich ab Mitte des kommenden Jahres. Die Kunden werden nach Bestellungseingang berücksichtigt (first come, first served).
Grosses Marktpotenzial in der Schweiz
Das innovative System von sun2wheel setzt neue Massstäbe im Bereich der Lade- und Speicherinfrastruktur. «Wir sind stolz, mit bidirektionalem Laden einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Energiezukunft zu leisten. Nun beginnt die nächste, entscheidende Phase der Elektromobilität. Mit unserer Technologie sind wir in der Schweiz Marktführer und bereit für das wichtige Wachstum in den nächsten Jahren», bringt der Elektroautopionier und Mitbegründer Marco Piffaretti die Ambitionen von sun2wheel auf den Punkt.
Die sun2wheel Wallbox mit der Technologie des «bidirektionalen Ladens», auch bekannt als Vehicle-to-Grid (V2G) und Vehicle-to-Home (V2H), bietet zahlreiche Vorteile:
- Energieeffizienz und Kosteneinsparungen: Durch die Rückspeisung von Energie können VW-ID Besitzer ihre Energiekosten senken und einen Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes leisten.
- Nachhaltigkeit: Die bidirektionale Ladestation fördert die Nutzung erneuerbarer Energien und reduziert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
- Flexibilität: Die Integration der Ladestation ermöglicht eine flexible Nutzung der Energie, sei es für den Eigenverbrauch oder zur Unterstützung des Stromnetzes.
- Integriertes Energiemanagementsystem: Das sun2wheel System bietet die Möglichkeit, den Eigenverbrauch der PV-Anlage massiv zu steigern und somit die Netzgebühren einzusparen.
- Peak-Shaving: die sun2wheel Software optimiert – je nach Tarifstruktur – auch die Leistungsspitzen.
- V2G ready: Wie im Projekt «V2X Suisse» bewiesen, reagiert die sun2wheel Ladestation genügend schnell, um auch Regelleistungen an swissgrid abgeben zu können, was in Zukunft (neues Energiegesetz) in der Schweiz möglich sein wird.
- Vario-Tarif ready: Die Software von sun2wheel ist in der Lage, dynamische Stromtarife vom Verteilnetzbetreiber zu berücksichtigen (z.Bsp. GroupeE oder CKW).
- sun2wheel App: Die sun2wheel-App ermöglicht nicht nur jederzeit den Status abzurufen, sondern ermöglicht dem Benutzer die SOC-Sollwerte einzugeben, was eine persönliche Einstellung ermöglicht.
- Steuerlich absetzbare Investition: Die Kosten für die bidirektionale Ladestation sind als Energiesparmassnahme bei der Steuererklärung abzugsfähig.
- Maximale Kantonale Subventionen: Immer mehr Kantone gewähren eine Incentivierung für DC-bidirektionale Ladestationen: darunter Zürich, Bern, Thurgau und Tessin.
- Sperrbarer Zugang: Falls die Ladestation in einem öffentlichen oder halböffentlichen Raum installiert ist (z.Bsp. Tiefgarage eines MFH), kann der Zugang mittels RFID kontrolliert werden.
- Made in Switzerland: Die sun2wheel Ladestation wurde in Kriens bei Luzern entwickelt, wo sie auch produziert und vor der Auslieferung getestet wird.
- Schweizer Service: sun2wheel bietet schweizweit einen Service an. Dank plug&play (CEE-Stecker) können Ladestationen bei Bedarf einfach ausgetauscht werden.
Medienbilder
Die sun2wheel AG mit Sitz in Obernau (LU) ist ein führendes Unternehmen im Bereich der bidirektionalen Ladetechnologie, gegründet im 2020. Mit dem Ziel, die Elektromobilität nachhaltig zu gestalten, entwickelt sun2wheel innovative Lösungen, die den Übergang zu einer grüneren Energiezukunft unterstützen, sowohl für Private, das Gewerbe und für Flottenbetreiber.
Vehicle-to-load (V2L):
Strom aus Onboard-Steckdose für Geräte nutzen. Nur Inselanwendung, keine Anbindung in ein Hausnetz möglich.
Vehicle-to-home(V2H):
Strom aus dem Fahrzeug im Haus nutzen. Erhöhung des Eigenverbrauchsanteil sowie des Autarkiegrades falls in Kombination mit einer Solaranlage.
Vehicle-to-building (V2B):
Strom aus dem Fahrzeug im Gebäude nutzen: EFH, MFH oder Industrie. Ermöglicht z.B. Peak-Shaving (Lastspitzenbrechen) in Industriegebäuden.
Vehicle-to-grid (V2G):
Strom aus dem Fahrzeug gezielt im öffentlichen Netz nutzen. Stromnetz kann stabilisiert werden (Primär- und Sekundärregelung), leistungsstarke virtuelle Kraftwerke möglich.
Vehicle-to-everything (V2X):
Sammelbegriff für alle obenstehenden Anwendungen.